Relativ relevant

Wie Unternehmen Methoden der Belastungssteuerung aus dem Profisport für ihre Mitarbeitenden nutzen können

Gastbeitrag

Als ehemaliger Handballnationalspieler mit einer knapp 20-jährigen Karriere als Profi weiß ich, wie wichtig es ist, seinen Körper und Geist zu kennen, um Belastungen einzuschätzen, damit umzugehen und mit den Trainern zu steuern.

Im Profisport allgemein spielt die Belastungssteuerung eine entscheidende Rolle: Zum einen, um die Leistungsfähigkeit der Athleten zu maximieren – zum anderen, um Verletzungen zu vermeiden. Verletzungen bedeuten nämlich immer Ausfallzeit und somit keine Leistung für das Team. 

Ohne eine gezielte Belastungssteuerung hätte ich nicht fast 20 Jahre auf höchstem Niveau Handball spielen können. Ich bin überzeugt, dass die Belastungssteuerung auch wertvolle Lehren für Unternehmen bietet, um das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu verbessern. Insgesamt zahlt dies auf alle Ebenen ein und das gesamte Team und Unternehmen profitiert davon. 

In meiner Arbeit mit Abteilungen und Teams in Unternehmen stelle ich immer wieder fest, dass hohe “Workloads” zu hohen Belastungen führen. Daher können und sollten auch Unternehmen von den Methoden aus dem Berufssport profitieren, um die Gesundheit, Motivation und Produktivität ihrer Mitarbeitenden nicht nur im Blick zu behalten, sondern auch zu fördern. Indem sie ähnliche Prinzipien der Belastungssteuerung anwenden, kann so eine positive Arbeitsumgebung geschaffen werden, die das langfristige Wohlbefinden aller gewährleistet. 

Nachfolgend gebe ich ein paar Beispiele, auf welche Methoden wir im Profisport geachtet haben und wie man diese in einen Unternehmenskontext überträgt.  

Individuelle Belastungsprofile 
Im Profisport werden individuelle Belastungsprofile erstellt, welche die spezifischen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Athleten berücksichtigen. Um diese Methode zu übernehmen, müssen Unternehmen ihre Mitarbeitenden besser kennen- und einschätzen lernen. Durch regelmäßige Gespräche, Feedback und Einschätzungen können Führungskräfte individuelle Belastungsprofile erstellen und dadurch die Arbeitsbelastung an die Stärken und Grenzen jedes Mitarbeitenden anpassen.

Pausen und Erholung 
Um Überlastung zu vermeiden, sind im Profisport Pausen und Erholungszeiten von großer Bedeutung. Unternehmen sollten ihren Mitarbeitenden ebenfalls ausreichend Zeit für Erholung und Regeneration ermöglichen, z. B. in Form von gemeinsamer, aktiver Regeneration. Die Balance zwischen Anspannung und Entspannung sollte immer im Blick gehalten werden. 

Trainingsplanung
Profisportler folgen einem strukturierten Trainingsplan, der ihre Leistung kontinuierlich verbessert. Unternehmen können ähnliche Ansätze übernehmen, indem sie ihre Mitarbeitenden, vor allem auch die jüngeren Kolleginnen und Kollegen, gezielt fördern und entwickeln. Durch regelmäßige Schulungen, Weiterbildungsprogramme und Mentoring können Fähigkeiten erweitert und das volle Potenzial entdeckt und entwickelt werden. 

Stressmanagement
Leistungssport hat immer etwas mit Stress und Druck zu tun. Wer den Umgang damit beherrscht, wird erfolgreich sein, weshalb Profisportler diesen Umgang in Simulationen intensiv trainieren. Unternehmen können ihren Mitarbeitenden helfen, stressige Situationen besser zu bewältigen, indem sie Unterstützung in Form von Coaching, Projektsimulationen und mentalen Gesundheitsressourcen anbieten.

Martin Strobel ist ehemaliger deutscher Handballnationalspieler, der in der Position des Spielmachers agierte. Diese Funktion, sein Team zu lenken und zu führen, trägt er nun in seinen neuen Beruf als Personal- und Teamentwickler mit dem Ziel, leistungs- und führungsstarke Menschen zu entwickeln. Als Europameister und Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen weiß er genau, was erfolgreiche Teamarbeit ausmacht und was jeder Einzelne dazu beitragen kann, um erfolgreich zu sein.