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Digitales Marketing: „Durch die Pandemie wurden wir in einen ‚Teilchenbeschleuniger‘ gesetzt“

Digital

Nicht erst seit dem ersten Fall einer COVID-19-Erkrankung im Dezember 2019 in China, und der sich daraus entwickelten weltweiten Corona-Pandemie, hat sich auch Digitales Marketing sehr gewandelt. Virtualität und digitale Lösungen sind gefragter den je, die digitale Transformation schreitet in sämtlichen Bereichen deutlich beschleunigt voran. Marco Teufel, einer der drei Geschäftsführer der Agentur teufels in Rottweil und verantwortlich für den Bereich Digital, gibt im Interview seine Einschätzung und einen Ausblick zum Thema Digitales Marketing.

Interview mit Marco Teufel von der Agentur teufels

Wie haben sich – aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation – die Anforderungen bei den Kunden von teufels verändert?

Marco Teufel: Die Anforderungen verändern sich in fast allen Bereichen und Prozessen unserer Kunden. Viele aus dem B2B-Bereich sind beispielsweise davon betroffen, dass große Messen in ihrer Branche einfach nicht mehr in gewohnter Weise als Präsenzverantaltung stattfinden. Damit fällt oft ein zentraler Kommunikationskanal weg. Große Leitmessen gehen den Weg, ihre Veranstaltungen in digitaler Form anzubieten. Hier erkennen wir mehr und mehr die Bereitschaft, dass die Unternehmen dann selbst digitale Events oder digitale eigene Hausmessen veranstalten möchten. Damit versuchen Sie, virtuell und digital den Ausfall von Messen auf eigene Faust zu kompensieren.

Wie habt Ihr als teufels konkret auf diese Veränderungen reagiert?

Marco Teufel: Wir haben schon vor mehreren Monaten mit diversen Partnern begonnen, Lösungen zu erarbeiten, mit denen wir unseren Kunden aus dem Mittelstand in diesem Bereich unterstützen können. Digitale Event-Plattformen, digitale und hybride Messen, virtuelle Showrooms, interaktive Produktansichten oder auch virtuelle Rundgänge durch die Produktion sind hier einige Lösungen, die wir mittlerweile, gemeinsam mit Partnern, im Portfolio haben. Auch unsere Kooperation mit der renommierten Event-Agentur trend factory aus Rottweil zahlt auf diese sich ändernden Kundenanforderungen ein.

Welche weiteren allgemeinen Trends siehst Du für 2021?

Marco Teufel: Weitere zentrale Bausteine, die wir als Agentur erkennen, sind die Themen Live-Streaming und Video-Content – nicht zuletzt auch, da sehr viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten und sich den Themen Streaming deutlich schneller annehmen mussten, als das ohne Pandemie wohl der Fall gewesen wäre. Dies geht einher mit Content in den verschiedenen, digitalen Kanälen, der einfach – und oft auch nebenbei – zu konsumieren ist, wie beispielsweise Podcasts.

Es geht neben der Frage nach dem richtigen Content also auch verstärkt darum, über welchen Kanal wir die Zielgruppen „einfach“ erreichen?

Marco Teufel: Ganz genau. Wir müssen uns noch intensiver mit dem sich ändernden Verhalten der User und der sich wandelnden Customer Journey beschäftigen. Relevante Inhalte sind nach wie vor die Prämisse, es geht aber letztlich noch stärker um die Frage, über welche Kanäle, in welcher Form wir diesen Content als Marketing-Instrument ausspielen, um letztlich dann Conversions zu generieren. Im B2B-Bereich, in dem wir verstärkt unterwegs sind, liegt der Fokus natürllich auf den Leads. Und: das zentrale Managen von Content auf Plattformen und die Ausspielung in den Kanälen wird immer relevanter.

Der Purpose oder gar “Purpose Marketing”, also die Frage nach dem Sinn oder dem Zweck einer Organisation, hält auch ins (digitalen) Marketing Einzug. Wie ist Deine Einschätzung?

Marco Teufel: Der Purpose ist nicht nur für die Kunden unserer Kunden immer wichtiger, sondern auch für die Mitarbeiter. Die Frage nach dem Sinn, nach dem Zweck oder der Daseinsberechtigung wird zum Entscheidungsfaktor. Das unterstützt bei der Differenzierung gegenüber den Mitbewerbern und sorgt auch für eine Loyalität – bei Kunden wie bei Mitarbeitern. Und das sehen wir nicht nur auf ökologischer-, sondern auch auf ökonomischer und sozialer Ebene.

Und wie wird Digitales Marketing nach der Pandemie aussehen?

Marco Teufel: Ein „nach der Pandemie ist vor der Pandemie“ wird es hier scherlich nicht geben. Wir sind im Digitalen Marketing durch die Pandemie quasi in einen „Teilchenbeschleuniger“ gesetzt worden und haben so in manchen Bereichen, zum Beispiel im E-Commerce, einige Entwicklungsschritte auf einmal gemacht. Selbst größere B2B-Unternehmen aus traditionellen Branchen, wie dem Maschinenbau, beschäftigen sich zunehmend mit Onlineshops, um beispielsweise ihre Ersatzteile jetzt „kontaktlos“ bestell- und lieferbar zu machen. Idealerweise mit einer Anbindung an bestehende Plattformen, was wir auch verstärkt realisieren. Die Pandemie hat den Prozess der Digitalisierung im Digitalen Marketing und Vertrieb hier sicherlich deutlich beschleunigt. Und so werden Bereiche, die wir selbst schon länger bedienen – wie Websites zur Leadgenerierung, Suchmaschinen-Marketing oder Social-Media-Marketing – nun durch neue Felder im Digitalen Marketing ergänzt.