Relativ relevant

Mehr als nur Spielerei – Variable Fonts revolutionieren die Typografie-Welt

Kreation

Wer schon mal in einem Textdokument die Schrift ändern wollte, kennt sie: die kilometerlangen Listen mit nahezu unendlichen Auswahlmöglichkeiten. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Jedoch könnte diese Qual in naher Zukunft bereits deutlich kleiner werden – und trotzdem individueller. Die Technologie dahinter steht schon länger in den Startlöchern und wird in der Webentwicklung bereits immer wieder erfolgreich eingesetzt. Die Rede ist von Variablen Fonts.

Im Gegensatz zu einer endlosen Liste an Schriftdateien von Light bis Bold bieten Variable Fonts nur noch eine einzige Datei mit allen Schriftinformationen. Das spart nicht nur Datenmengen, sondern erhöht gleichzeitig die Gestaltungsmöglichkeiten für Entwickler und Designer. Die Übergänge bei Strichstärke, Breite und Neigung sind nun stufenlos. Das Dropdown-Menü wird vermutlich bald dem Schieberegler weichen. In Adobe InDesign ist das bereits Realität und auch in Microsoft Word wird diese Funktion nicht mehr lange auf sich warten lassen. Webfont-Anbieter wie Google Fonts bieten inzwischen eine Vielzahl an neuen und hochwertigen Variablen Fonts an.

 

Was sich wie eine relativ neue Idee anhört, ist eigentlich schon ein alter Hut. Die Technik wurde bereits in den frühen 90er-Jahren entwickelt, konnte sich allerdings aufgrund fehlender allgemeiner Standards nicht durchsetzen. Diese Standards existieren nun, womit die Erfolgsgeschichte Variabler Fonts nur noch eine Frage der Zeit ist.

 

Für Gestalter sind Variable Fonts inzwischen schon viel mehr als nur eine Spielerei. Mit der nahezu unbegrenzten Anpassungsfähigkeit an jedes Medium – besonders in Bezug auf Lesbarkeit und User Experience – steigt natürlich auch die Verantwortung im Umgang damit. Variable Schriftsätze bestimmen die Details – und die machen Bekanntlich ein gutes Design aus. Trotzdem gilt wie so oft, zumindest in der Einführungsphase: Nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Und so werden Statische und Variable Schriften noch einige Jahre parallel existieren, bis sich die neue Technik etabliert hat.

 

In zwei Bereichen sind die neuen Alleskönner jedoch schon jetzt unschlagbar: Animation und Interaktion. Mit dem direkten Eingreifen in die Schriftinformation können Motion Designer einzelne Buchstaben animieren, ohne den Grundcharakter zu verändern. Das war mit klassischen Schriften bislang deutlich umständlicher. Nun gilt: Was sich bewegt, erzeugt Aufmerksamkeit. Bei einem eigentlich statischen Gestaltungselement wie der Schrift wird dieser Aufmerksamkeits-Effekt umso größer.

 

Bei teufels haben wir in einigen Projekten Variable Fonts bereits erfolgreich und mit entsprechender Wirkung eingesetzt. Designsysteme werden schon jetzt flexibler und zukunftsfähiger, Webseiten deutlich schneller und nutzerfreundlicher gestaltet.

 

Wer selbst noch tiefer in die Welt der Variablen Schriften eintauchen möchte, kann das auf der Spielwiese der Schweizer Schriftprofis von Dinamo oder dem Schriftarchiv V-Fonts tun:

https://fontgauntlet.com/

https://v-fonts.com/

 

erstellt von